Überörtliche Hilfe - Hochwasser

Bereits seit dem 31.05.2024 kämpfen zahlreiche Einheiten gegen ein starkes Hochwasserereignis in Südbayern und Schwaben.

Am 01.06.2024 wurde spätabends die Löschzugführung über einen anstehenden Einsatz am Folgetag für das Hilfeleistungskontigent Löschwasserförderung Nürnberg/Erlangen im Landkreis Augsburg informiert. Nachdem kurzfristig die erforderlichen Kameraden verständigt wurden und kurzfristig dies mit Ihren Familien (Kinderbetreuung) und Arbeitgebern klären konnten, sind wir am 02.06.2024 um 07:00 Uhr mit dem Katastrophenschutz-Löschfahrzeug auf die Feuerwache 4 gefahren.

Dort wurde mit den übrigen Einheiten das Gesamtkontingent zusammengestellt bestehend aus der Kontigentführung und den 3 Teilzügen. Ein Standard-Hilfeleistungskontingent der Feuerwehr umfasst ca. 120 Einsatzkräfte sowie etwa 30 Fahrzeuge. Es ist so ausgestattet, um mindestens 48 Stunden autark im Krisengebiet Hilfe zu leisten. Die Stadt Erlangen und die Stadt Nürnberg unterhalten ein gemeinsames Hilfeleistungskontingent.

Gemeinsam ging es im Konvoi in das Katastrophengebiet nach Augsburg. Vor Ort hatte sich jedoch die Lage schon etwas entspannt, so dass noch am gleichen Tag (02.06.2024) das gesamte Kontingent in den Landkreis Günzburg verlegt wurde. Dort eingetroffen wurden wir nach einer kurzen Verpflegungspause und dem Beziehen der Zimmer im Legoland Günzburg, welches uns als Unterkunft zugewiesen wurde in den Einsatz geschickt. 

Verkürzt kann man sagen, dass wir tage- und nächtelang mit nur kurzen Pausen gepumpt haben, was die Gerätschaften hergaben. Die Einsatzorte haben zwar gewechselt, aber gerade zu Anfang den Einsatzes war der Schwerpunkt klar auf kritische Infrastruktur. Unter anderem mussten wir sehr lange mit anderen Einheiten in einer Abwasserpumpstation abpumpen, damit die dortige - vom Hochwasser geschädigte Pumpe - repariert werden konnte, damit das Abwassernetz und die Straßenentwässerung im Ort wieder funktionieren konnte.

Da der Einsatz sich länger hinzog und der Einsatz kräftezehrend und auch von Schlafmangel geprägt war, wurde ein Personaltausch am Montag den 03.06.2024 durchgeführt. Neue Einsatzkräfte sammelten sich nachmittags auf der Feuerwache 4 und wurden von Fahrern an die Einsatzstelle verbracht und die dortige Einsatzkräfte zurück nach Nürnberg gefahren. Für die erste Schicht endete zum großen Teil (einzelne Kameraden verblieben vor Ort) gegen 23 Uhr am Montag.

Die zweite Schicht rückte am 03.06.2024 um 16 Uhr im Verbund in Nürnberg ab und löste gegen 19 Uhr die Einheiten an der Einsatzstelle ab. 

Für die zweite Schicht ging es dann in eine lange Nacht der Pumperei. Erst am 04.06.2024 konnten wir uns für ca. 5 Stunden im Legoland zum Schlafen hinlegen, bevor es erneut in den Einsatz ging. Am 04.06. entspannte sich die Lage in Gundremmingen merklich und wir konnten Aufräumarbeiten angehen. 

Darauf hin verlegten wir als Kontigent in den Ort Offingen. Dort war bereits ein Teil unseres Kontigentes vorher tätig. Diesen Ort hatte es auch stark getroffen. Wir unterstützten auch hier die örtlichen Kräfte mit zahlreichen Einsätzen bevor wir spätabends in unsere Betten fallen konnten.

Am 05.06.2024 konnten wir dann als Kontigent geschlossen heimkehren. Gleichzeitig machte sich jedoch das nächste Kontigent mit Nürnberger Beteiligung (Ölwehrkontigent) u. a. mit Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr Katzwang auf den Weg ins Katastrophengebiet. Nach dem Tausch der Kleidung wurde die Einsatzfähigkeit unserer Fahrzeuge wieder hergestellt und gegen 16 Uhr war der Einsatz für uns vorläufig beendet. Da die Katastrophenlage zum aktuellen Zeitpunkt immer noch andauert kann ein erneuter Einsatz derzeit nicht ausgeschlossen werden.

Wir möchten uns ausdrücklich bei allen Beteiligten für die tolle Unterstützung bedanken! Wir konnten vor Ort nicht verhungern oder verdursten, so liebevoll sorgte die Bevölkerung sich um die Einsatzkräfte. Vielen Dank hierfür!

Der Dank gilt natürlich auch an unsere Liebsten, die so kurzfristig auf uns verzichtet haben und die Kinderbetreuung und vieles mehr für uns übernommen haben. Gleiches gilt auch für unsere KollegInnen und Arbeitgeber, die unser Fehlen so unbürokratisch ermöglicht haben. Hinter jeder Person die hilft, steht mindestens eine Person die dieser ermöglicht zu helfen! Vielen lieben Dank!

Insgesamt wurden in 15 Landkreisen und Städten in Bayern der Katastrophenfall ausgerufen. Aktuell waren schon fast 80.000 Einsatzkräfte im Einsatz.

Stand: 07.06.2024, 16:00 Uhr

Bisher im Einsatz waren 79.294 Einsatzkräfte aller Organisationen, davon mehrheitlich Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehren.

Zahlen der Einsatzkräfte (Stand 07.06., 16:00 Uhr):

  • Feuerwehren: 60.045
  • HiOrgs: 9.506
  • Bayer. Polizei: 1.759
  • THW: 4.390
  • Bundeswehr: 2.477
  • Sonstige: 1.117

Es muss erwähnt werden, dass bis auf wenige Einsatzkräfte (vermutlich im dreistelligen Bereich) alle Einsatzkräfte der Feuerwehren, der Hilfsorganisationen (BRK, DLRG, ASB, JUH, MHD usw...) und des THWs dies ehrenamtlich und unbezahlt geleistet haben. Ohne Ehrenamt geht Katastrophenschutz nicht.

Leider ist mindestens ein Feuerwehrkamerad im Landkreis Pfaffenhofen tödlich verunglückt. Und in Offingen, wo auch wir im Einsatz waren, wird bis heute ein Feuerwehrkamerad seit einigen Tagen vermisst und wir müssen leider mit dem schlimmsten rechnen. Unsere Gedanken sind daher bei den Familien und Angehörigen aller bei dieser Katastrophen verstorbenen Einsatzkräften und Personen. 

Weitere Informationen finden Sie auf den Seiten des Landesfeuerwehrverbandes Bayern: Hochwasser Juni 2024 - Landesfeuerwehrverband Bayern e.V. (lfv-bayern.de)


Einsatzart Technische Hilfeleistung
Alarmierung
Einsatzstart 2. Juni 2024 07:30
Einsatzdauer 4 1/2 Tage
Fahrzeuge Löschgruppenfahrzeug LF20-KatS
Alarmierte Einheiten Hilfeleistungskontingent Nürnberg/Erlangen